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Donnerstag, 23. Juni 2016

Bairischer Odysseus

100. Geburtstag des Schriftstellers und Philologen Gottfried Glechner

INNVIERTEL. Als er mit 60 Jahren, bereits als „Pensionist“, zu schreiben begann, ahnte niemand, dass er noch über 20 Bücher schreiben und mit etwa 1.000 Lesungen ganz Oberösterreich und angrenzende Teile Bayerns „erobern“ würde: Der aus dem Innviertel stammende Gottfried Glechner war eine regionale Berühmtheit, als er 2004 im Alter von 88 Jahren starb.

Tief in unserer
Sprache gegraben


Gottfried Glechner wurde am 3. Juli 1916 in Freiling bei Gurten (Ried im Innkreis) als achtes von neun Kindern einer Bauernfamilie geboren. Er legte 1936 die Matura am Bischöflichen Knabenseminar Kollegium Petrinum in Linz-Urfahr ab. Drei Jahre Theologiestudium schlossen sich an. 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente sechs Jahre als Soldat. Nach der Heimkehr im Sommer 1945 inskribierte er an der Universität Innsbruck Deutsch und Latein und schloss dieses Studium samt Lehramtsprüfung und Doktorat in vier Jahren ab. Die Stationen seiner anschließenden Lehrtätigkeit waren die Gymnasien Kremsmünster, Ried und schließlich Braunau, wo er ab 1960 lebte und bis zu seiner Pensionierung unterrichtete. Als Sprachforscher untersuchte Gottfried Glechner die Dialektgeographie und die Etymologie der Ortsnamen des Innviertels. 

Späte Berufung
zum Schriftsteller


„Mehr zufällig“ gab er 1979, bereits 62-jährig, sein erstes Werk „Unser Dorf“, einfache bäuerliche Geschichten im Innviertler Dialekt, heraus und wurde damit vor allem in Oberösterreich und Bay-ern sehr schnell bekannt. Gottfried Glechner verstand es wie fast niemand, die Inn-viertler Mundart mit ihrem ganzen Farbenreichtum einzusetzen und zur Geltung zu bringen. Seine Erzählungen spielen in der traditionellen bäuerlichen Welt seiner Jugend, weitgehend noch vor Mechanisierung der Landwirtschaft. Er gewinnt der ländlichen Welt vor allem positive und humorvolle Aspekte ab.
Es folgten beinahe im Jahrestakt ein gutes Dutzend weiterer Bücher. Sein Ruf als Publikumsmagnet bescherte dem passionierten Vortragskünstler innerhalb weniger Jahre Einladungen für mehr als 500 Lesungen, in denen er live und auch via Rundfunk mit seinen Werken einen großen Kreis von Zuhörern in ganz Österreich und Bayern begeistern konnte. 
1996 erhielt Gottfried Glechner für sein Werk die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich.

Sohn Wolfgang 
in seinen Fußstapfen

Gottfried Glechners Sohn Wolfgang Glechner, geboren am 22. Dezember 1951 in Hochburg-Ach, steht fest in seines Vaters Fußstapfen. Der österreichische Maler und Schriftsteller lebt und arbeitet freischaffend in Wien und ist bekannt für seine publikumswirksamen Lesungen aus eigenen und vor allem auch Werken seines Vaters Gottfried.
Seit Mitte der 1980er Jahre ist der, in seinen Anfängen vor allem von seinen Lehrern A. Paul Weber und Helmut Huber beeinflusste, Autodidakt Wolfgang Glechner als Zeichner anerkannt und in Ausstellungen vorwiegend in Österreich vertreten. 2005 bis 2008 gestaltete Wolfgang Glechner auch interaktive Trickfilme. 1998 formulierte er die „Trennfarbentheorie“ und malt seither auch expressive kräftig bunte, gegenständliche Ölgemälde. Werke von Wolfgang Glechner befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen.

Glechner liest Glechner

Anlässlich des 100. Geburtstages von Gottfried Glechner veranstaltet am 3. Juli das Stadtmarketing Altheim einen Innviertler Frühschoppen mit einer Lesung amüsanter Mundart-Geschichten. Sein Sohn Wolfgang liest heitere Episoden aus den Werken seines Vaters Gottfried Glechner und eigenen Büchern. (mw/pt)

Werke von Gottfried Glechner:


+ Die Innviertler Mundart. Eine dialektgeographische Untersuchung. 
+ Dissertation Universität Innsbruck 1949
+ Unser Dorf. Einfache bäuerliche Geschichten im Innviertler Dialekt. 1979, 
+ Unser Haus. Geschichten und Betrachtungen. 1980, 
+ Unser Stubn. Heitere und besinnliche Geschichten. 1981, 
+ Der bairische Odysseus. Mundart-epos in Hexameterversen. 1982, 
+ Vertreibung aus dem Paradies. Erinnerungen an die Kindheit. In Hochsprache. 1983, 
+ Gold Regen Staub. Gedichte. 1984, 
+ Edlmann – Bedlmann. Ein Lesebuch. 1985, 
+ Hochwürdige Geschichten. Von Pfarrern und Pfarrerlehrbuben. 1986, 
+ Klassische Geschichten. Götter und Helden in der Landestracht. 1987,
+ Der Meier Helmbrecht. Die berühmte Geschichte von Wernher dem Gärtner als + Hexameter-Nacherzählung in Innviertler Mundart. 1989
+ Unser Haus. Betrachtungen, Erzählungen und Gedichte in Mundart; (erweiterte Auflage von Unser Haus, 1980). 1990, 
+ Fortschritt von daheim. 1991, 
+ Unsere Namen. Kleine Namenkunde des Bezirkes Braunau; Ortsnamen, Familiennamen, Vornamen. 1992
+ Dorf- und Stubengeschichten. Unser Dorf und Unser Stubm in einem Band. 1993,
+ Halblustiges Lesebuch. Schöne Geschichten und häßliche Gedichte. 1994, 
+ Weichbrunn und Schnaps. Bäuerliche Geschichten aus dem Innviertel. 1996, 
+ Geht scho wieder aufwärts. 1997, + Barfußlaufen. Erinnerungen an die Jugendzeit. 1999